Sinserstrasse 16

Aus Chamapedia

Das Haus Sinserstrasse 16, 1986
Das Haus nach der Renovation, 2005
Das Haus Sinserstrasse 16, Ansicht Süd-West, 11.07.2023
Das Haus Sinserstrasse 16, Ansicht West, 11.07.2023
Das Haus Sinserstrasse 16, Ansicht Süd-Ost, 11.07.2023
Das Haus Sinserstrasse 16, Detail Fassade, 11.07.2023

Die Liegenschaft von 1911 gehörte zu den Beständen der Papierfabrik Cham und war im Besitz der Hammer AG. Heute steht das Haus mit der neobarocken Formensprache als Zeuge des Arbeiterbaus unter kantonalem Denkmalschutz.


Chronologie

1911 Die Liegenschaft wird von Carl Vogel (1850–1911) als «Arbeiterwohnhaus» (Ass.-Nr. 319) erstellt. [1] Es handelt sich um ein Mehrfamilienhaus direkt an der Sinserstrasse mit sechs 3-Zimmer-Wohnungen für Arbeiter der Papieri. Die Pläne stammen vom Chamer Baumeister und Architekten Hans Miesch (1880–1941), der gestalterisch eine neobarocken Formensprache verwendet (und dessen Unternehmen ein Jahr später in Konkurs fällt). [2] Die Landfläche der Parzelle beträgt 641 Quadratmeter. [3]

1912 Nach dem Tod von Carl Vogel geht die Liegenschaft (Ass.-Nr. 319a) an die Papierfabrik Cham AG. [4]

1973 Die Papierfabrik Cham AG strukturiert sich neu und fasst die fabrikeigenen Liegenschaften in der Firma Hammer AG zusammen. [5] Damit ist die neu gegründete Aktiengesellschaft auf einen Schlag die grösste Immobilienbesitzerin in Cham mit über 300 Wohnungen. Sie wird Teil der börsenkotierten Industrieholding Cham AG. [6] Damit ist auch die Liegenschaft Sinserstrasse 16 Teil der Immobilienfirma Hammer AG. [7]

1986 Das Objekt hat einen Verkehrswert von 400'000 Franken, wirft jährlich einen Ertrag von 29’980 Franken ab, was einer Bruttorendite von 7,5 Prozent entspricht. Im Zuge der Überbauung Bärenmatt soll das Haus weichen. [8]

2003/2004 Die Hammer AG veräussert das Gebäude, es bleibt aber erhalten. Das Haus wird unter Denkmalschutz gestellt und einer aufwändigen Restaurierung unterzogen. Der originale Verputz wird belassen und die Farbigkeit den Befunden entsprechend erneuert. [9]

2024 Das Gebäude ist im Besitz der Zollweid Immobilien AG, Rotkreuz. [10] Die Liegenschaft steht unter kantonalem Denkmalschutz. [11]


Plan

150250 Sinserstrasse 16 1912 Zeichnung.jpg

Ursprünglich kolorierter Plan, Ansicht von der Strassenseite, gezeichnet von Hans Miesch, 1912


Würdigung

Das Haus ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Vor allem die Fassade zur Strasse ist aufwändig gestaltet. Die bauliche Ausgestaltung zeigt den Willen der Bauherrschaft, «auch dem Arbeiter-Wohnhaus eine würdige, gute Form zu geben». [12]

Die Denkmalpflege würdigt das Objekt: «Der wohlproportionierte Baukörper hat ein im unteren Teil stark geschweiftes Mansard-Walmdach. Die Strassenfront ist aufwändig gestaltet mit einem die Traufe durchstossenden Mittelrisalit und einer nach Stockwerken differenzierten Befensterung: Den je zwei Fenstern im Parterre antworten je drei schmale im ersten Stock, mit entsprechend unterschiedlich gestalteten Klappläden. Bei den unteren Läden handelt es sich um Jalousienläden, bei den oberen um Brettläden mit querovalen beziehungsweise hochovalen Lüftungsöffnungen. Der wenig vortretende, über der Traufe mit Rundschindeln verkleidete Mittelrisalit besitzt eine axiale, von einem Giebelvordach geschützte Haustür und darüber eine grosse, niveauverschobene Fenstergruppe mit seitlich je zwei Ovalfensterchen. Die Gebäudeschmalseiten sind zwischen breiten Seitenfeldern dreiachsig befenstert, mit je einem kleineren Mittelfensterchen.

Die Rückseite ist regelmässig vierachsig, wobei vor den mittleren Achsen ein laubenartiger, hölzerner Balkonvorbau steht. Im Mansard-Stock bestehen allseitig grosse Lukarnen mit vorhangähnlichen Giebelverkleidungen und stichbogigen Öffnungen. Im Innern zeugen das sorgfältig gestaltete Treppenhaus, die verglasten Wohnungseingänge und der Innenausbau der Zimmer mit Brusttäfern vom Bemühen, auch den Arbeiterwohnungen eine Form zu geben, die dem beinahe vornehm wirkenden Äusseren entspricht.» [13]


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  2. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 139. Frey, Georg / Twerenbold, Monika, Cham, Sinserstrasse 16, Mehrfamilienhaus. Unterschutzstellung und Restaurierung, in: Tugium 21, 2005, S. 26–27
  3. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 90
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
  5. Neue Zuger Zeitung, 25.05.2002
  6. Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 142
  7. Staatsarchiv Zug, G 617.6.7, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 2. Band
  8. Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996
  9. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 140
  10. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 162; Grundbuchfläche: 971 m²; Gebäude: 427 m²; übrige befestigte Fläche: 323 m²; Gartenanlage: 221 m² [Stand: 05.07.2023]
  11. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 162 [Stand: 15.05.2024]
  12. Vgl. Anmerkung 2 (Grünenfelder), S. 139
  13. Vgl. Anmerkung 2 (Frey / Twerenbold), S. 26–27