Schulhausstrasse 10 «Doktorhaus»
An der Schulhausstrasse 10 steht das sogenannte Doktorhaus. Seinen Namen bekam das Gebäude im Heimatstil, weil darin während Jahrzehnten Ärzte wohnten und praktizierten. Es lag für die Ärzte ideal zwischen Dorf und nahem Spital (der heutigen Andreas-Klinik).
Chronologie
1908 Dr. med. Clemens Zürcher (1854–1927) kauft am 6. Februar das Grundstück und lässt das Haus (Ass.-Nr. 308) erbauen. [1] Der Architekt ist zwar nicht bekannt, doch könnte es sich um Dagobert Keiser junior (1879–1927) handeln, der auch das «Asyl» in unmittelbarer Nachbarschaft entworfen hat. [2] Clemens Zürcher ist einer der drei Ärzte, die von Beginn an im neu entstandenen «Asyl» wirken. Da ist es ideal, so nahe an der Klinik seine Praxis und sein Wohnhaus zu haben. Zum «Doktorhaus» gehört auch die benachbarte Liegenschaft Gigeriweid mit Scheune, wo Zürcher sein Pferd mit Kutsche bereit stehen hat, um die Patienten der weiteren Umgebung besuchen zu können. [3]
1915 Auch Sohn Dr. med. Otto Zürcher (1884–1974) praktiziert hier und im nahen «Asyl». Studiert hat er in Zürich, Genf, Florenz, München und Berlin. Mit seinem Wissen reorganisiert er das Asyl Cham. [4]
1924 Das einstöckige Hinterhaus erfährt eine Aufstockung.
1927 Otto Zürcher erbt die Liegenschaft (Ass.-Nr. 308a) seines Vaters. [5]
1933 Otto Zürcher wird als Chefarzt an das Bürgerspital Zug berufen und hinterlässt in Cham eine grosse Lücke. Praxisnachfolger in Cham wird der Arzt Ferdinand Staub (1895–1935) aus Baar. [6]
1935 Dr. Staub stirbt im Alter von 40 Jahren. Seine Nachfolger sind Dr. Hanni Spiller (1902–1984) und Dr. Walter Spiller (1904–1983). Sie übernehmen das «Doktorhaus» [7], führen miteinander die Praxis und wirken beide auch als Belegärzte im Chamer Spital.
1971 Die Firma A. Käppeli Söhne AG aus Wohlen AG übernimmt am 31. Dezember die Liegenschaft. [8]
2003 Die Liegenschaft wird renoviert. «Der Typologie und der Qualität der Gebäudeteile entsprechend wurde das Haupthaus im originalen Zustand restauriert und das Hinterhaus zurückhaltend umgebaut.» [9]
2021 Das Doktorhaus ist im Besitz der Fluri Real Estate AG von Unternehmer Guido Fluri (*1966), der mit Immobilien und Private Equity reich geworden ist. [10] Einer grösseren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Fluri durch seine «Guido-Fluri-Stiftung»: Damit engagiert er sich gesellschaftlich und politisch u.a. in den Bereichen Hirntumorforschung, Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, Gewalt an Kindern sowie für die gesellschaftliche Integration und Akzeptanz von Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind. [11]
2024 Die Liegenschaft [12] ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [13]
Der Baustil
Die Architektur entspricht dem damals üblichen Heimatstil. Der weich gerundete Erker auf der Westseite und die geschweifte Dachform zeigen bereits die Nähe zum Jugendstil, während die Krüppelwalme, das vorgeblendete Fachwerk im Westgiebel und der hölzerne Balkon das bodenständige Bauen des Heimatstils manifestieren. [14]
Personen
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
- ↑ Vermutung von Dr. Josef Grünenfelder, in: Neue Zuger Zeitung, 02.04.2002
- ↑ Steiner, Hermann et al., Vom Städtli zur Stadt Cham. Geschichte und Geschichten einer Zuger Gemeinde, Cham 1995, S. 282f. Steiner, Hermann, Das Spital Cham im Rahmen seiner Ortsgeschichte, in: Heimatklänge, kulturelle Beilage zu den «Zuger Nachrichten» 66, 1986, S. 45f.
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1975, Chronik 29.04.1974
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1930–1960), 2. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1930–1960), 2. Band
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.7, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 2. Band
- ↑ Frey, Georg / Twerenbold, Monika, Kurzbericht zu Restaurierung und Umbau Schulhausstrasse 10, in: Tugium 20, 2004, S. 29f.
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 148 [Stand: 17.03.2021]
- ↑ www.guido-fluri-stiftung.ch/de [Stand: 16.03.2021]
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 148; Grundbuchfläche: 825 m², Gebäude: 201 m², Strasse, Weg und Trottoir: 1 m², übrige befestigte Fläche und Trottoir: 63 m², Gartenanlage: 511 m² [Stand: 13.10.2022]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 148 [Stand: 11.04.2024]
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 135f.