Schiess Robert (1896–1956)
Robert Schiess war ein Chamer Maler und Schweizergardist. Er war als Gardemaler in Rom und hinterliess ein reichhaltiges Oeuvre.
Stationen
1896 Robert Schiess wird am 24. Februar als Sohn von Elise Frey und von Robert Schiess, Bildhauer, in Cham geboren. Die Familie lebt zunächst in Enikon. [1]
1908 Als Robert 12 Jahre als ist, übernimmt die Familie das Gasthaus an der Schulhausstrasse. Robert absolviert die Schulen in Cham und besucht danach die Kunstgewerbeschule in Luzern und lernt Flachmaler in Altdorf UR. Er unternimmt Studienreisen nach Paris, München und Wien.
1921 Die entscheidende Reise seines Lebens führt mit dem Fahrrad und der Zither nach Rom, «wo er sich dank seinem gepflegten Zitherspiel in die päpstliche Schweizer Garde einführte». [2]
1923 Während vier Jahren wirkt Schiess als Schweizergardist im Vatikan. Er gilt intern als Dekorationsmaler der Garde. [3]
1928 Schiess begleitet den ungarischen Porträtmaler Philip Alexius de László (1869–1937) nach England und an den ägyptischen Hof nach Kairo.
1933 Rückkehr nach Rom. Schiess schliesst sich wiederum der Schweizergarde an. Er avanciert vom Dekorations- zum Kunstmaler, porträtiert dabei alle Gardekommandanten und malt auch Papst Pius XII. (1876–1958). Er fertigt auch Auftragsbilder für wohlhabende Bürger und entwickelt sich zu einer «Persönlichkeit eigenwilliger Prägung». [4]
1940 Während seines zweimonatigen Urlaubs malt Schiess die Taufkapelle in der Gut-Hirt-Kirche in Zürich aus. «Das schöne Gemälde von der Taufe Jesu findet große Anerkennung sowohl von seiten des Volkes wie auch von seiten der Kunstkenner.» [5]
vor 1942 Robert Schiess malt im Auftrag des Klosters Einsiedeln ein lebensgrosses Bild von Papst Pius XII., das im Fürstensaal des Klosters ausgestellt wird. [6]
1952 Schiess wird in Rom pensioniert als Korporal der Schweizergarde. Er reist dank eines anonymen Gönners nach Amerika, um dort Verwandte zu besuchen. Denn in New Haven wohnt sein Bruder Joseph. [7]
1953 Nach der Amerikareise lässt sich Schiess in Lacco Ameno auf der Insel Ischia nieder.
1955 Robert Schiess heiratet im fortgeschrittenen Alter.
1956 Schiess stirbt am 27. Dezember auf Ischia an seinem Leberleiden.
Schiess und Cham
Der gebürtige Chamer Künstler war weit gereist und weilte nur ferienhalber in Cham. Die Chamerinnen und Chamer wussten, dass Robert Schiess in Cham zu Besuch war, wenn vor seinem Elternhaus ein Auto mit italienischem Nummerschild und ROMA stand. [8]
Einschätzung des Werks
«Die Bedeutung von Schiess' Oeuvre geht weit über die Maltechnik oder den monetären Wert der einzelnen Gemälde hinaus. Obschon die Qualität der Bilder von einer routinierten Hand, einem sicheren Pinselstrich sowie einem ausgeprägten historischen Verständnis zeugen, so mag Robert Schiess in den Augen manchen Kunstkenners zwar «nur» ein Dekorations- und Auftragsmaler geblieben sein. Aber der ideelle Wert seines hinterlassenen Werkes ist umso grösser, ist es doch einerseits für den Kanton Zug und besonders für die Gemeinde Cham gewissermassen identitätsstiftend.» [9]
Der Verein Kunstkubus Cham ehrt 2016 den Künstler mit einer grossen Gedenkausstellung im Kunstkubus sowie im Mandelhof Cham. [10]
Bericht in den Neuen Zürcher Nachrichten, 1942
Die Neuen Zürcher Nachrichten über den Auftrag an Schiess, die Kommandanten der Schweizer Garde zu porträtieren:
«Ein Schweizermaler als Schweizergardist
Man schreibt uns aus Cham: Aus Rom trifft die Nachricht ein, daß in der Vatikanstadt dem Schweizergardisten Herrn Robert Schieß, Bürger von Herisau, geboren und ausgewachsen in Cham, vom neuen Kommandanten Herrn Oberst Pfyffer ein ehrenvoller Austrag zuteil geworden ist. Der neue Kommandant der Schweizergarde ist ein großer Liebhaber und Kenner der Geschichte und Kunst. Er hat sich schon längere Zeit zur angenehmen Aufgabe gemacht, alle 27 Kommandanten, die die Schweizergarde feit dem Gründungsjahre 1506 befehligten, ausfindig zu machen, um eine Art historische Galerie zu schaffen. Alle diese Kommandanten sollen nun in einem Einheitsmaß, in Brustbild und Lebensgröße auf Leinwand gemalt werden. Und dieser ehrenvolle Auftrag wurde von Herrn Oberst Pfyffer dem päpstlichen Gardisten Robert Schieß erteilt. Wir gratulieren dem in den besten Mannesjahren stehenden Künstler in der Vatikanstadt herzlich und aufrichtig. Er hat im letzten zweimonatigen Urlaub 1940 in der Gut-Hirt-Kirche zu Zürich die Taufkapelle ausgemalt. Das schöne Gemälde von der Taufe Jesu findet große Anerkennung sowohl von seiten des Volkes wie auch von seiten der Kunstkenner. Und wer im Kloster Einsiedeln dem berühmten Fürstensaal einen Besuch abstattet, wird dort unter den vielen alten Gemälden berühmtester Kunstmaler auch ein Porträt in Lebensgröße von unserem Hl. Vater Papst Pius XII. finden. Dieses Gemälde ist vom Schweizergardisten Robert Schieß im Vatikan selber hergestellt worden. Der päpstliche Hofmaler hat mit diesem Bilde von Seiner Heiligkeit persönlich ein außerordentlich großes Lob geerntet. Wie sein neuester großer Auftrag im Vatikan beweist, wird Herr Robert Schieß als ein großer Porträtist eingeschätzt und wird damit stets im Namenverzeichnis der großen Kunstmaler figurieren dürfen. Wir entbieten dem Schweizerkünßler in der Città del Vaticano nochmals unsere besten Glück- und Segenswünsche. Möge seine Ehrung in der Ewigen Stadt zugleich eine erneute Anerkennung jenes berühmten Lebenseinsatzes, jener bekannten Treue und Hingabe bedeuten, mit der von jeher die Schweizergarde dem Heiligen Vater gedient hat!»
[11]
Dokumente
Laudatio von Ignaz Staub, Cham, anlässlich der Vernissage der Ausstellung im Mandelhof Cham
Fotogalerie
Bilder von Robert Schiess in den Räumlichkeiten der Schweizer Garde in Rom
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Nachrichten, 28.03.1896
- ↑ Zugersee-Zeitung, 04.01.1957
- ↑ Zuger Zeitung, 12.10.2016
- ↑ Zugersee-Zeitung, 04.01.1957
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten, 24.04.1942
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten, 24.04.1942
- ↑ Zugersee-Zeitung, 08.02.1952
- ↑ Zugersee-Zeitung, 04.01.1957
- ↑ Zuger Zeitung, 12.10.2016
- ↑ Zuger Zeitung, 12.10.2016
- ↑ Neue Zürcher Nachrichten, 24.04.1942