Rumetikerbrugg

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Die einst wichtige Landstrasse führte vom Reusstal her über St. Wolfgang ins heutige Chamer Gemeindegebiet und dann weiter nach Zürich. Bei Rumetik (heute Rumentikon) wird die Lorze mit einer mit Ziegeln gedeckten Holzbrücke überquert. Bei der Brücke unterhält der Stand Zug auch eine offizielle Zollstelle. Mit der einsetzenden Industrialisierung in Hagendorn verschwindet die alte Holzbrücke in den 1860er Jahren.


Chronologie

1591/1592 Der Zuger Stadtrat beauftragt Stadtbaumeister Jost Knopfli den Jüngeren (1550/1552–1634) mit der Abgrabung des Flussbettes der Lorze unterhalb des Ausflusses aus dem Zugersee. Man will den Wasserstand des Sees absenken, um u.a. die Landstrasse zwischen Zug und Cham besser vor Hochwasser zu schützen. Nach intensivem Dauerregen bricht im Juni 1592 das provisorisch von den Arbeitern Knopflins erbaute Wehr. Enorme Wassermassen ergiessen sich ins untere Lorzental und richten im Zisterzienserinnenkloster Frauenthal und im angrenzenden Zürcher Gebiet grosse Schäden an. Die Schriftquellen erhalten aber keine Hinweise über Beschädigungen an der Landstrasse und an einer (sicher schon bestehenden) Brücke bei Rumetik. [1]

1614–1616 Die Brücke in Rumetik wird neu erbaut und mit Ziegeln gedeckt. Die Stadt Zug bezahlt die Bauleute. Über den Standort und das Aussehen von Vorgängerbauten ist nichts Näheres bekannt. [2]

1618 Bei der Brücke ist eine Zollstation des Standes Zug in Betrieb. Ein «Zoller Zu Rumeldicken» wird erstmals in einer Schriftquelle erwähnt. [3]

1645 Die Fuhrleute des Benediktinerklosters Engelberg möchten die Brücke in «Rumelldickhen» zollfrei passieren, u.a. für den Transport von Wein. Bei der nahe gelegenen, 1640/41 erbauten Rüssbrugg wolle man dann den Zoll entrichten. Der Zuger Stadtrat entscheidet, dass das Kloster selbst angebaute Produkte nur auf der einen Brücke verzollen müsse, für alle anderen Produkte aber überall dort, wo die Fuhrleute durchfahren. [4]

1660 Der Zoll für die neue Chamer Papiermühle ist auf der Rumetikerbrugg zu leisten: Pro Zentner Papier sind es zwei Schilling. Der Papiermüller soll den Zoll jährlich zahlen. [5]

1671 Die Brücke («Rumeltiker brugg») wird wieder mit einer Zolltafel versehen. [6]

1717 Auf dem Zehntenplan des Zisterzienserinnenklosters Frauenthal ist die mit Ziegel gedeckte «Lortzenbrug» abgebildet.

1728 Die Metzger aus dem Kanton Zürich weichen offenbar dem Zuger Zoll aus, indem sie statt der Brücke in Rumentik die nördlich gelegene Frauentalerbrücke benützen. Der Stadtrat will dies unterbinden und bei Zuwiderhandlung das fremde Vieh beschlagnahmen. Der Zoller in Rumetik soll gut aufpassen. [7]

1731 Der Baumeister der Stadt Zug teilt mit, es sei dringend nötig, die Brücke samt dem Damm in Ordnung zu bringen. Der Stadtrat ordnet einen Augenschein an. [8]

1742 In der Baumeisterordnung der Stadt Zug ist festgeschrieben, dass der Baumeister «die Bruckh zu Rummellthickhen und von solcher bruckh die strass biß an den Zohlgatter» unterhalten muss. [9]

1753 Die Brücke muss saniert werden. Der städtische Baumeister braucht dazu Steine sowie Fichten- und Tannenholz. [10]

1756 Die Brücke in Rumentikon präsentiert sich (wieder?) in einem sehr schlechten baulichen Zustand. [11]

1758 Der neue Damm an der «Rummeltickher-bruckh» soll mit Kies statt mit Prügeln [= mässig dicke Rundhölzer] gemacht werden. [12]

1768/1770 Im Zuge der umfangreichen Strassen- und Brückenbaukampagne in den städtischen Vogteien im Ennetsee wird auch die Rumetikerbrugg erneut saniert. Dafür wird eine Tanne aus dem Herrenwald in Hünenberg gesprochen. [13]

1779 Der von den Gemeinden Lindencham und Rumentik finanzierte Plan «Grund-Risse uber die Gemeinwercke Linden-Kahm u[nd] Romelticken, aufgenommen und geometrisch in grund gelegt» von Jakob Joseph Clausner (1744–1797), zeigt den Lorzenübergang bei Hagendorn/Rumetik. Daneben befindet sich eine kleine Wegkapelle.

1860–1863 Die Industrialisierung des Kantons Zug breitet sich aus. Zunächst am Lorzenoberlauf in Unterägeri und Baar, ab den 1860er Jahren auch entlang des Unterlaufs bei Hagendorn.

Zürcher Industrielle um Felix Robert von Muralt-Locher (1826–1906), Inhaber eines Zürcher Seidengeschäfts, gründen die «Gesellschaft zum Betrieb der Baumwollspinnerei Hagendorn». 1863 nimmt die Spinnerei und Weberei Hagendorn ihren Betrieb auf. Die Fabrikherren lassen die die Lorze zweiteilen, um mit dem Seitenkanal Gefälle für die Stromproduktion zu gewinnen. Das alte Lorzenbett wird verengt, es braucht eine neue Brücke. [14]

1863 Offenbar wird versucht, die alte Brücke in Brand zu stecken. Der Zuger Regierungsrat stellt eine Prämie von 50 Franken für Hinweise auf die Täterschaft in Aussicht. [15]

1865 Die Überdachung der alten Brücke wird entfernt und die Fahrbahn den Wünschen der Fuhrleute folgend erweitert. [16]

1872 Der Zuger Baumeister Leopold Garnin (1828–1904) legt ein Projekt für eine ungedeckte Holzbrücke vor. [17]

1880 Der Zuger Architekt Dagobert Keiser (1847–1906) präsentiert im November ein Projekt für eine stichbogige Brücke aus Quadersteinen. [18]

1881/1882 Es wird eine neue, eiserne Trogbrücke erstellt. Die Strasse wird begradigt. [19]


Historische Pläne

Zehntenplan des Zisterzienserinnenklosters Frauenthal (Ausschnitt), 1717

1507 Kloster Frauenthal Zentenplan 1717 Ausschnitt Rumentikon Brugg.jpg

Südlich von Rumentikon befindet sich die ehemalige, mit Ziegeln gedeckte Holzbrücke (Rumetikerbrugg, im Plan «Lortzenbrug») über die Lorze


Zehntenplan des Zisterzienserinnenklosters Frauenthal (Detail), 1717

1507 Kloster Frauenthal Zentenplan 1717 Ausschnitt Rumetik.jpg

Etwas oberhalb befindet sich sicher seit dem frühen 17. Jahrhundert das Wirtshaus von Rumentik («Rummeldichen»), im Plan mit einem Baumwipfel klar als Gasthaus gekennzeichnet.


Clausnerplan von Lindencham und Rumentik (Ausschnitt), 1779

1507 Seite106 107 Plan 1779 Clausner-Gemeinwerk-Lindencham-Rumentikon.jpg

Die alte Landstrasse vom Reusstal ins Zürcher Gebiet im späten 18. Jahrhundert mit den beiden Liegenschaften «Im Hagen-Dorn» und «Klein Hagen-Dorn», der Rumetikerbrugg und der kleinen Wegkapelle («capell») auf dem Plan von Jakob Joseph Clausner (1744–1797) von 1779


Einzelnachweise

  1. Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 241–243
  2. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 4, S. 120
  3. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.1.1335, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1552–1649, fol. 175r (13.01.1618)
  4. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.2.1934, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1641–1650, fol. 154r (27.10.1645)
  5. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.4.90, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1660–1668, fol. 7v (16.10.1660)
  6. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.5.946, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1669–1681, S. 129 (09.05.1671)
  7. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.19.1212, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1726–1728, S. 370 (16.07.1728)
  8. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.21.303, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1731–1732, fol. 46r (09.06.1731)
  9. Bürgerarchiv Zug, A 2.20, Baumeisterordnung, fol. 33v
  10. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.29.1177, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1751–1754, fol. 156v (08.06.1753)
  11. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.30.985, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1755–1760, fol. 85r (20.11.1756)
  12. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.30.1981, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1755–1760, fol. 167v (02.09.1758)
  13. Bürgerarchiv Zug, A 39.26.32.1391, Ratsprotokolle der Stadt Zug 1768–1772, S. 220 (27.10.1770)
  14. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 273, 281
  15. Zuger Volksblatt, 02.12.1863
  16. Staatsarchiv Zug, F 1.18.503. Neue Zuger Zeitung, 25.11.1865
  17. Vgl. Anmerkung 14 (Grünenfelder), S. 281
  18. Vgl. Anmerkung 14 (Grünenfelder), S. 281
  19. Staatsarchiv Zug, F 1.35.886. Vgl. Anmerkung 14 (Grünenfelder), S. 281