Niederwil 22
Das Wohnhaus des Bauernhofs Niederwil 22 zählt zu den ältesten Liegenschaften des Weilers. Der wohl im Jahr 1700 erbaute Hof mit seinen Nebengebäuden schliesst den Weiler gegen Westen ab. Die Lage gilt als dermassen vorteilhaft, dass der Hof in der heutigen Besitzerfamilie Wismer «Sonnenhof» genannt wird. 2002 erfuhr der Bauernhof eine gelungene Erweiterung.
Chronologie
um 1700 Das Wohnhaus (Ass.-Nr. 70a) am Westrand von Niederwil entsteht wohl um diese Zeit; die im Kellergeschoss eingemeisselte Jahreszahl deutet darauf hin. [1] Dendrochronologische Untersuchungen am Kernbau belegen eine Bauzeit um das Jahr 1700. [2] Der zweigeschossige Bohlenständerbau auf gemauertem Kellergeschoss unter Satteldach; die südwestliche Giebelseite besitzt über dem ersten Obergeschoss ein Vordach; an der nordwestlichen Traufseite führt eine Treppe über eine Laube nach oben. Die südöstliche Traufseite und die südwestliche Giebelseite zeigen eine bretterverschalte Fassade mit regelmässiger Befensterung. [3]
Im Innern des Hauses ist ein altes Buffet eingebaut, das aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen dürfte. [4]
1813 Der Bauernhof gehört Altrat Jakob Fähndrich. [5] Zum Wohnhaus gehört eine Scheune mit Trotte (Ass.-Nr. 70b) und ein Dörrofen mit Waschhäuschen (Ass.-Nr. 70c). [6]
1820 Der Bauernhof erhält eine neue Stallscheune. Es ist ein Ersatzbau für das alte, abgebrochene Ökonomiegebäude. [7]
1827 Jakob Fähndrich lässt einen neuen Dörrofen bauen. [8]
1837 Altrat Xaver Wyss kauft am 14. September den Hof und lässt bald einen Speicher und Schweineställe (Ass.-Nr. 70f.) auf dem Grundstück errichten. [9]
1857 Innerhalb von wenigen Jahren kommt es zu zwei Besitzerwechseln: Zunächst geht der Hof von Xaver Wyss an Josef Schlumpf über, dann kauft Wyss 1861 den Hof wieder zurück und 1864 übernimmt Jakob Huwiler. [10]
1876 Moritz Werder-Fischer (1861–1943) kauft den Bauernhof. Der Dörrofen (1877) und die Schweineställe (1878) werden abgetragen. [11]
1924 Das stattliche Bauernhaus erhält einen Anbau. [12]
1934 Moritz’ Sohn Johann Werder-Röllin (1900–1985) übernimmt mit seiner Frau Josefine den Bauernhof. [13] Johann Werder besitzt weitherum den ersten Ladewagen und einen der ersten Grassilos. Auch regt Werder schon früh an, Bauernhöfe zu Betriebsgemeinschaften zusammenzulegen. [14]
1958 Das Hofensemble wird nun noch um eine Weidscheune (Ass.-Nr. 70d) in der Grossmatt erweitert, rund 600 Meter westlich von Niederwil. [15]
1983 Der Bauernhof geht über an Rita und Rudolf Wismer-Werder. Sie haben zuvor den Wismer-Hof in Rotkreuz betrieben und legen nun beide Höfe zusammen. [16]
1996 Die Familie Wismer gibt die Milchproduktion auf und stellt auf Mutterkuhhaltung um. Dazu erstellen die Wismers einen Laufstall. Zudem erbauen sie ein Doppeleinfamilienhaus (Ass.-Nr. 70e) und restaurieren das alte Bauernhaus. [17]
2002 Der Anbau von 1924 ist in die Jahre gekommen. Statt diesen baulich aufzufrischen, wird er durch einen modernen Anbau der Zuger Architekten Urs Zumbühl und Alfons Heggli ersetzt, «wodurch im historischen Haus eine zeitgemässe Wohnnutzung unter weitgehendem Erhalt der historischen Bausubstanz gesichert werden konnte.» [18]
2009 Das alte Waschhaus wird für Wohnzwecke umgebaut. [19]
2024 Das Wohnhaus (Ass.-Nr. 70a) und das Brenn- und Waschhaus (Ass.-Nr. 70c, Niederwil 26) sind im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham aufgeführt. [20] Die Stallscheune (Ass.-Nr. 70b) ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler enthalten. [21]
Der Bauernhof wird von Lisa und Markus Wismer geführt. [22]
Das einstige Waschhaus
Zuerst dient das Gebäude als Käserei von Niederwil. Als die Bauern die Milch der Anglo-Swiss Condensed Milk Company nach Cham liefern können, wird es zum Waschhaus.
Würdigung
Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug hält fest: «Der Hof Wismer weist mit dem Wohnhaus, der Scheune mit Hocheinfahrt in den Heuraum und dem Wasch- und Brennhaus einen wertvollen historischen Bestand auf. Das Haus gehört mit dem Wohnhaus des Stutzenmatt-Hofs zu den ältesten erhaltenen Wohnhäusern der Gemeinde Cham und weist sehr hohe wissenschaftliche und heimatkundliche Bedeutung auf.» [23]
Josefine Werder: Bäuerin und Sigristin
Sigristin Werder bereitet mit den Kindern eine Kirchendekoration vor.
Josefine Werder, die Frau von Johann Werder-Röllin (1900–1985), hat nicht nur neun Kinder grossgezogen und als Bäuerin viel geleistet, sie hat auch noch als Sigristin die Kirche gepflegt, für Gottesdienste vorbereitet und jeden Morgen schon um 4.30 Uhr die Glocke geläutet! Beim Essen sitzen meist vierzehn Leute am Tisch. Die Eltern, sieben Töchter und zwei Söhne, dazu zwei Angestellte und Tante Marie. [24]
Personen
Die Familie Wismer im Jahr 2013, hintere Reihe: Helen Werder aus Neuseeland (Tochter von Nick Werder), Cornelia Wismer-Lüchinger, Barbara Wismer-Perucca, Martin Wismer-Lüchinger, Ruedi Wismer-Perucca, Judith und André Wismer-Hafner, Felix und Rita von Burg-Wismer, Matteo Wismer, Livia Wismer, Markus und Lisa Wismer mit Ilani. Vordere Reihe: Maite und Ana Wismer, Rita und Rudolf Wismer-Werder mit Michelle und Mike, Dominic Wismer und Paul Willimann, 09.06.2013
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Gattiker, Werner et al., Mauritius, Milch & Münsterkäse. 100 Jahre Milchgenossenschaft Niederwil-Cham, Schwyz 2013, S. 136
- ↑ Rothkegel, Rüdiger, Niederwil, Haus Wismer, Ass.-Nr. 70, in: Tugium 19, 2003, S. 20f.
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler, Datenblatt Niederwil 22 [Stand: 27.02.2020]
- ↑ Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 171
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.1, Assekuranzregister Cham, 1. Generation (1813–1868)
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler, Datenblatt Niederwil 22 [Stand: 27.02.2020]
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gattiker et al.), S. 137f.
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gattiker et al.), S. 136
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gattiker et al.), S. 138
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler, Datenblatt Niederwil 22 [Stand: 27.02.2020]
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gattiker et al.), S. 138
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 846 [Stand: 15.05.2024]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 846 [Stand: 11.04.2024]
- ↑ www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 846; Grundbuchfläche: 28184 m², Gebäude: 1084 m², übrige befestigte Fläche: 1915 m²; Acker, Wiese, Weide: 23532 m²; Gartenanlage: 1653 m² [Stand: 11.11.2023]
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler, Datenblatt Niederwil 22 [Stand: 27.02.2020]
- ↑ Vgl. Anmerkung 1 (Gattiker et al.), S. 137