Meyer Wilhelm (1884–1976)
Wilhelm Josef Meyer war ein Chamer Wissenschaftler und Bibliothekar, der in Bern Karriere machte und viel zur Zuger Geschichte publizierte.
Stationen
1884 Wilhelm Josef Meyer kommt am 23. Oktober als Kind von Josef und Barbara Meyer-Baumgartner im Neudorf in Cham zur Welt. [1] Sein Vater ist Schmied, Schiffsführer und Landwirt. Wilhelm besucht die Primar- und Sekundarschule in Cham und die Kantonsschule in Zug. [2] Er studiert an den Universitäten Zürich und Freiburg im Uechtland.
1910 Der junge Historiker publiziert an der Universität Freiburg seine Dissertation über den Zuger Reformator und Chronisten Werner Steiner (1492–1541). Er arbeitet an den Universitätsbibliotheken in Bern und Freiburg und erstellt dort Katalogen zu den mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln (oder Wiegendrucke, vor dem Jahr 1500 Bücher). [3]
1914 Im Ersten Weltkrieg wirkt Meyer als Oberleutnant der Kompanie IV/48: «Keine martialische Gestalt, gewiss nicht. Dafür aber ein Kamerad von Gold!» [4] Er wird später Hauptmann und als Platzkommandant einer bernischen Garnison sogar Major.
1920 Dank seiner Erfahrung übernimmt er die Handschriftenabteilung der Schweizerischen Landesbibliothek. [5]
1921 Meyer ist Initiant, Gründer und Präsident der Schweizerischen Bibliophilen Gesellschaft und gibt deren Zeitschrift «Der Schweizer Sammler» heraus. [6] Meyer verfasst die Zuger Beiträge für das Historisch-biographische Lexikon der Schweiz HBLS (bis 1934). [7]
1924 Meyer ist Redaktor und Mitherausgeber der Erinnerungsschrift an den Aktivdienst der Zuger Truppen im Ersten Weltkrieg 1914–1919. [8] Meyer ist mit dem späteren Bundesrat Philipp Etter (1891–1977) freundschaftlich verbunden. [9]
1931 Mit anderen Zugern, unter anderem Oberst Walter Spillmann (1891–1939), gründet Meyer den Zuger Verein Bern. [10]
1933 Am 11. September gründet Meyer mit sechs weiteren Männern die Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung. Er wird der erste Präsident. [11]
1939 Meyer wird Vizedirektor der Schweizerischen Landesbibliothek (bis 1950). [12]
1946 In Bern gründet Meyer mit Gleichgesinnten die Berner Volksbücherei mit Filialen in den einzelnen Stadtquartieren (heute Kornhausbibliotheken). [13]
1950 Meyer ist ein grosser Kenner der Geschichte der Zuger Familie Zurlauben. Deshalb arbeitet er bei der Erschliessung der umfangreichen Zurlaubiana mit. [14]
1952 Seit 1909 ist Meyer bereits Mitglied des Zuger Vereins für Heimatgeschichte – jetzt wird er zum Ehrenmitglied ernannt.
1970/1971 Auch im hohen Alter ist Meyer dem Kanton Zug noch sehr verbunden. Er publiziert das zweibändige Grundlagenwerk «Zug. Ansichten auf Holzschnitten, Stichen und Lithographien von 1548 - um 1870; Band I - Stadt und Band II - Land». [15]
1976 Wilhelm Meyer stirbt am 9. Juli in seiner Wahlheimat Bern im Alter von 92 Jahren. [16]
Privates
Meyer war Mitglied des Historischen Vereins der V Orte (ab 1907), des Zuger Vereins für Heimatgeschichte (ab 1909) und der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz (ab 1920). Das ergibt 166 Mitgliedschaftsjahre in historischen Vereinigungen. [17]
Der Büchermensch Meyer hatte aber auch seine musischen Seiten. Er spielte Violine «mit Meisterschaft», sang «mit der Schwungkraft seiner Stimme» im Kirchenchor mit und war Mitglied beim Männerchor Berner Liedertafel. Zudem beherrschte er die «Kunst des Pendelns», und «manch Verborgenes, manches Rätsel und manch im Dunkel des Untergründigen Schlafendes hat er dank seinem Pendel ins Licht befördert.» [18] Verheiratet war er mit Julia Amiet von Seuzach SO. Sie haben eine Tochter (Maria). [19]
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Volksblatt, 05.11.1884
- ↑ Zuger Historiographen, Bio-Bibliographie von 1912–1977, 125 Jahre Zuger Verein für Heimatgeschichte, Sektion des Historischen Vereins der V Orte, Zug 1977 (Beiträge zur Zuger Geschichte 2), S. 124
- ↑ Oehler, Robert, Dr. Wilhelm Josef Meyer-Amiet, 1884-1976, Gründer und Initiant unserer «Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung», in: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung, 1976, S. 1f.
- ↑ Etter, Philipp, Zum erfüllten 80. Lebensjahr von Herrn Dr. phil. Wilhelm Josef Meyer, in: Heimatklänge, kulturelle Beilage zu den «Zuger Nachrichten» 44, 1964, S. 33–36
- ↑ Aschwanden, Paul, Wilhelm Josef Meyer, in: Zuger Neujahrsblatt 1977, S. 97f.
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Oehler), S. 2
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Aschwanden), S. 97
- ↑ Jorio, Marco, «Friedlich, aber auf der Hut». Die Zuger Soldaten im ersten Kriegsjahr 1914, in: Tugium 30, 2014, S. 127–142, insbesondere S. 139
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Etter), S. 33–36
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Etter), S. 33–36
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Oehler), S. 1
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Aschwanden), S. 97
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Oehler), S. 2
- ↑ Vgl. Anmerkung 5 (Aschwanden), S. 98
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Oehler), S. 2
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Oehler), S. 1
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Etter), S. 33–36
- ↑ Vgl. Anmerkung 4 (Etter), S. 33–36
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Zuger Historiographen), S. 124