Mööslimattstrasse, Reihenhäuser
Im Stil der Gartenstadt errichtete die Papierfabrik 1927 Reihenhäuser für Arbeiter und ihre Familien. Die grossen Gärten dienten dazu, dass die Belegschaft Wurzeln schlagen und den Speisezettel um frisches Gemüse ergänzen konnte. Zusammen mit weiteren Bauten der Papierfabrik entstand in dieser Gegend eine Art «Papieri-Dörfli».
Chronologie
1898 Der Engländer Ebenezer Howard (1850–1928) erfindet die «Gartenstadt». Das Garden-City-Modell sieht die Neugründung von gesunden, begrünten Städten auf dem Lande vor. Die Gartenstadt sollte die Vorteile der Grossstadt (wie gute Arbeitsmöglichkeiten, Kultur- und Bildungseinrichtungen) und die des Landes (wie frische Luft, Platz und die Nähe zur Natur) vereinigen. Die Reihenhaussiedlungen sollten glückliche Menschen hervorbringen, die solidarisch und gesund lebten. [1]
1927 Der Chamer Baumeister Wilhelm Hauser (1874–1943) erstellt im Auftrag der Papierfabrik Cham in der Mööslimatt zwei Zeilen mit insgesamt zehn Arbeiterreihenhäusern (Ass.-Nrn. 374a bis 374f sowie 375a bis 375d). [2] Anders als der Genossenschaftssozialist Howard gibt sich die Chamer Papierfabrik pragmatisch. Sie will ihrer Belegschaft günstigen und guten Wohnraum bieten, damit diese sich niederlassen und Familien gründen kann – auf diese Weise will sie die Fluktuation in der Arbeiterschaft senken. Die zehn Reihenhäuser an der Mööslimattstrasse erfüllen diese Bedingungen und sind während 80 Jahren beliebte Wohnstätten.
1949 Die Reihenhäuser werden um fünf Doppelholzschöpfe ergänzt (Ass.-Nrn. 374g bis 374m sowie 375e bis 375h). [3] Zwischen Wohnhäusern und Holzschöpfen liegen die Gartenanlagen.
1972 Die Papierfabrik Cham AG strukturiert sich neu und fasst die fabrikeigenen Liegenschaften in der Firma Hammer AG zusammen. [4] Damit ist die neu gegründete Aktiengesellschaft auf einen Schlag die grösste Immobilienbesitzerin in Cham mit über 300 Wohnungen. Sie wird Teil der börsenkotierten Industrieholding Cham AG. [5] Damit sind auch die Mööslimatt-Reihenhäuser Teil der Immobilienfirma Hammer AG.
1982 Die Reihenhäuser erhalten neue Vordächer.
1986 Die Liegenschaften Nr. 3, 5, 7, und 9 haben einen Verkehrswert von 545'000 Franken, werfen jährlich einen Ertrag von 35’915 Franken ab, was einer Bruttorendite von 6,59 Prozent entspricht. Die Fenster, Türen und die Isolationen gelten als renovationsbedürftig. [6] Die Liegenschaften Nr. 11, 13, 15, 17 und 19 haben einen Verkehrswert von 700'000 Franken, werfen jährlich einen Ertrag von 49’370 Franken ab, was einer Bruttorendite von 7 Prozent entspricht. Auch hier gelten die Fenster, Türen und die Isolationen als renovationsbedürftig. Eine Neuüberbauung des gesamten Grundstücks mit einer Fläche von 2300 Quadratmetern wird auf den Zeitraum «nach 2000» festgelegt. [7]
2007 Die Reihenhäuser sind in die Jahre gekommen und bieten eine geringe Ausnützung des Bodens. Sie müssen Neubauten weichen und werden abgerissen. [8]
Einzelnachweise
- ↑ Posener, Julius, Ebenezer Howard, Gartenstädte von morgen, Das Buch und seine Geschichte, Berlin 1968
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.3, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 2. Band. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 130
- ↑ Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1930–1960), 2. Band
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 25.05.2002
- ↑ Orsouw, Michael van, Der Zellstoff, auf dem die Träume sind. 350 Jahre Papieri Cham, Cham 2007, S. 142
- ↑ Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 88
- ↑ Staatsarchiv Zug, P 347, Papierfabrik Cham, Ordner Hammer AG, Leitbild und Planung 1986–1996, S. 88f.
- ↑ Cham Paper Group, Geschäftsbericht 2007, S. 26