Lorzenbad Cham

Aus Chamapedia

Das Lorzenbad mit dem Gasthaus zum Roten Bären im Hintergrund und der Lorzenbrücke, Lithografie von Joseph Brodtmann (1787–1862), undatiert (um 1820)

1820 wurde beim Gasthaus zum Roten Bären in Cham ein Heilbad eingerichtet. Mit grossen Vorschusslorbeeren und einer eigenen Werbepublikation ausgestattet, blieb das Lorzenbad aber nur einige wenige Jahre geöffnet.


Chronologie

1803 Jakob Baumgartner (gest. 1812), Wirt im Gasthaus Raben, besitzt seit 1793 beide Tavernenrechte im Ortsteil Kirchbühl, also auch das Tavernenrecht für den Roten Bären an der Lorze. Dieses Recht verkauft er an Weibel Jakob Meyer. Von Jakob Meyer geht das Wirtshaus an dessen drei Söhne Josef, Thomas und Jakob jun. über. Josef und Thomas Meyer treten später zurück. [1]

1820 Wirt Jakob Meyer jun. will bei seinem Gasthaus das Chamer Lorzenbad neu lancieren (zum alten Lorzenbad des 17. Jahrhunderts vgl. unten). Der Zuger Arzt, Schriftsteller und Lokalhistoriker Franz Karl Stadlin (1777–1829) verfasst dazu eine Werbeschrift («Das Lortzenbad zu Chaam»), die er in Zug bei Buchdrucker Johann Michael Alois Blunschi (1758–1832) in deutscher und französischer Sprache drucken lässt.

Stadlin lobpreist die Heilkraft des Lorzenwassers für die Heilung von Arthritis, Geschwüren, Rheuma, Ausschlägen, Verhärtungen und Entzündungen. Und das tut er so richtig schwärmerisch und in bester Werbemanier: «... wer gern in einem Garten lustwandelt, der an einem lieblichen See gelegen und von einem breiten Strome durchschnitten ist, wer sich ob dem Wechsel der üppigsten Vegetation und im Umgang guter, unverdorbener Menschen freuen kann, wer ein Herz mitgebracht hat, das dem Zauber der Natur und der großen historischen Erinnerungen, die hier überall aufstoßen, offen ist, findet hier, was, so zusammengedrängt, vielleicht in der ganzen Eidgenossenschaft vergebens gesucht würde. Der Blick schweift vom sanften, schönen Gelände der Chaamer über den drey Stunden langen See an die mit ewigem Eis und Schnee bedeckten Bergspitzen der Waldstädte, weilt auf dem Schloß zu Buonas, wo unsere Väter dreymal blutig stritten, und ruht auf dem zu St. Andres, ehemaligen Eigenthum des Erzherzogs Leopold, der zu Sempach den Heldentod starb.» [2]

Stadlin weist weiter auf die zentrale Lage des Bads zwischen den Städten Zürich, Luzern, Bremgarten und Zug hin. Das Bad selbst sei «völlig zweckmässig, und nach vorgenommener Rücksprache mit Aerzten, eingerichtet. Es könne «ganz kalt, und durch alle Temperaturen hindurch bis zu der Größe, die für den Menschenkörper gedeihlich ist» gebadet werden. [3]

1821 Am 3. Mai eröffnet «Bad- und Bärenwirth» Jakob Meyer sein Heilbad. Er inseriert dazu im «Wochenblatt» der Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug. [4]

1823 Neu erscheint ein Jost Stierli als Besitzer des Bären. Die Badesaison startet am 8. Mai. [5]

1824 Doch das Lorzenbad kann sich nicht etablieren. Der Betrieb geht ein. Aus dem Gasthaus und Bad macht die Gemeinde ein Waisen- und Armenhaus. [6]


Wo lag das alte Chamer Lorzenbad?

Es gibt Hinweise in verschiedenen Schriftquellen, dass es bereits im 17. Jahrhundert in Cham an der Lorze, fast sicher im Quartier Städtli, ein Bad (oder mehrere Badstuben) gegeben hat. [7]

Gemäss einem Eintrag in einem Urbar [= Verzeichnis von Besitzrechten, Güterverzeichnis] der Allerseelenbruderschaft Zug von 1679 befand sich das Bad an der damaligen Landstrasse in der Nähe der Lorzenbrücke (an der heutigen Schmiedstrasse) und gehörte einem Rudolf Villiger:

  • «sagen mahten, stost an die brug undt an die lortzen undt an ruodi villigerß seel[ig] haimbweßen der badtstuben, undt stehet die schmiten darin». [8]


Der Flurname Badmatt ist heute noch gebräuchlich. Man bezeichnet damit das überbaute Gebiet an der Seehofstrasse rechts (östlich) der Lorze bei deren Auslauf aus dem Zugersee. [9]

Das alte Lorzenbad scheint bereits vor dem Ende des 17. Jahrhunderts eingegangen zu sein. Ein Eintrag im Güterverzeichnis der Chamer Städtligemeinde von 1694 verweist auf einen Transfer der Liegenschaft ins Gebiet Schluecht im Jahr 1682:

  • «hauß undt hoff statt, welcheß hauß ao. 1682 in die mathen, schlucht genant, ist gebauwen undt dahin von dem alten baadt ist verzogen worden, stost an hannß jacob duben mathen, an den mooß hoff undt an daß schlucht holtz.» [10]


Der erwähnte Zuger Arzt Franz Karl Stadlin schreibt in seiner Kantonsgeschichte 1819, dass sich das alte Bad auf der Badmatt im Städtli beim Gasthaus Raben befunden habe und nach der ersten Lorzenabgrabung durch den Zuger Stadtbaumeister Jost Knopfli den Jüngeren (1550/52–1634) eingegangen sei. [11] Primärquellen für diese Lokalisierung und Behauptung gibt Stadlin keine an. Das Wirtshaus zum Raben befand sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts tatsächlich im Quartier Städtli; es wird allerdings erst 1636/1638 erstmals in einer Schriftquelle erwähnt und über ein angegliedertes Bad ist nichts bekannt. Das Tavernenrecht für den Raben wurde 1651 in den Ortsteil Kirchbühl verlegt. [12]


Einzelnachweise

  1. Wolf, Otto et al., Geschichte von Cham, Bd. 1, Cham 1958, S. 271
  2. Stadlin, Franz Karl, Das Lortzenbad zu Chaam im Canton Zug in der Schweitz, Zug 1820, S. 2, 9, 15
  3. Vgl. Anmerkung 2 (Stadlin), S. 4f.
  4. Wochenblatt für die vier löblichen Kantone Ury, Schwytz, Unterwalden und Zug, 05.05.1821
  5. Wochenblatt für die vier löblichen Kantone Ury, Schwytz, Unterwalden und Zug, 03.05.1823
  6. Gruber, Eugen et al., Geschichte von Cham, Bd. 2, Cham 1962, S. 54–58
  7. Dittli, Beat, Zuger Ortsnamen. Lexikon der Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen im Kanton Zug. Lokalisierung, Deutung, Geschichten, Zug 2007, Bd. 1, S. 140, 143
  8. Bürgerarchiv Zug, A 16.7.4, fol. 56r
  9. Vgl. Anmerkung 7 (Dittli), Bd. 1, S. 142
  10. Bürgerarchiv Zug, A 30.4.3, fol. 48v
  11. «Vom Chaamerstäg der Lorze entlang ist eine Wiese, heute noch die Badmatte genannt. Auf dieser stand das Wirthshaus zum Raaben, welches ein stark besuchtes Bad unterhielt. Das Wasser wurde theils durch ein Schöpfrad aus der Lorze, theils durch eine Leitung aus einer Quelle des Hirsgartens in den Kessel geleitet».
  12. Stadlin, Franz Karl, Die Geschichten der Gemeinden Chaam, Risch, Steinhausen u. Walchwyl. Des ersten Theils zweiter Band, Luzern 1819, S. 114f.