Hirzenchäller
Hammerschmied und Eisenhändler Johann Jakob Vogel legte auf der Ostseite der Lorze seinen Hirschpark an. In den Hang hinein baute er einen originellen Rundbau mit einem Durchmesser von fünf Metern, der wahrscheinlich der Lagerung von Futter und Lebensmitteln diente. Oben auf den Rundbau setzte er einen romantisch wirkenden Pavillon.
Chronologie
um 1825 Johann Jakob Vogel-Nötzli (1783–1841) ist ein Eisenhändler aus Zürich. Einer seiner Kunden bleibt ihm Geld schuldig: Es ist der Hammerschmied Alois Bernauer in Cham, der Konkurs geht. Deshalb kauft Vogel 1825 die Chamer Hammerschmiede aus der Konkursmasse. Vogel baut 1827 an der Lorze unten ein elegantes Herrenhaus und umgibt es mit einem Park, gestaltet im englischen Stil.
um 1830 Vogel bezieht beim Anlegen seines Parks auch die Ostseite der Lorze mit ein und baut im Vogelwäldli unmittelbar bei der Mündung des Teuflibachs ein Hirschgehege. In den Abhang hinein lässt er den Hirzenchäller bauen, einen Rundbau mit einem Durchmesser von fünf Metern. [1] Er gleicht den runden Trullo-Bauten, wie sie aus Apulien bekannt sind und auch in rheinhessischen Rebbergen als Schutzhütten vorkommen. Der Name Hirzenchäller bezieht sich auf «Hirz», das alte Wort für Hirsch, es ist also ein Hirschenkeller. Gemäss mündlicher Überlieferung diente er möglicherweise den Tieren als Unterstand. [2] Möglich ist auch, dass der auf der schattigen, kühlen Lorzenseite angelegte Hirzenchäller für die Lagerung von Hirschfleisch, von Tierfutter und Gerätschaften genutzt wurde. [3]
1841 Der Hirzenchäller wird auf einer Zeichnung abgebildet. [4]
2013 Der Hirzenchäller wird unter kantonalen Denkmalschutz gestellt.
2014 Von März bis Mai wird der Hirzenchäller detailgetreu restauriert. Als Vorlage dient die historische Abbildung von 1841. Auf die Betondecke von 1930 setzt man eine neue Kuppel, wiederum aus Beton, zudem verbessert man das in die Jahre gekommende Mauerwerk und rekonstruiert den Holzpavillon aus Robinienholz mit Schilfdach aufgrund der Abbildung. [5] Zuoberst auf dem Schilfdach sitzt ein Bär, das Chamer Wappentier. [6]
An den Renovationskosten von 150'000 Franken beteiligen sich neben der Einwohnergemeinde Cham auch das kantonale Amt für Denkmalpflege mit 40'000 und die Stiftung Pro Patria mit 10'000 Franken. [7]
2015 Der neue Lorzenweg führt direkt am Hirzenchäller vorbei.
2024 Der Hirzenchäller ist im Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham enthalten. [8]
Würdigung
Der Hirzenchäller ist ein interessantes Baudenkmal. Er steht für den aufkommenden Wohlstand der Fabrikherren mit der einsetzenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert; deren alltäglich eingesetzte Technik wird kontrastiert von der romantischen Inszenierung eines Hirschparks.
Aktueller Kartenausschnitt
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Zeitung, 27.07.2019
- ↑ Zuger Volksblatt, 11.06.1937
- ↑ Zurfluh, Christoph, Hammer, Von der «Chupferstrecki» 1690 bis zur «Ära Lüdi» 2014, Cham 2014, S. 58f. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 271
- ↑ Vgl. Anmerkung 3 (Zurfluh), S. 68f. (Bild aus der Sammlung Funk)
- ↑ SKK Landschaftsarchitekten, Hirzenchäller, Restaurierungsprojekt Teil 1, Typoskript, September 2013
- ↑ Zuger Zeitung, 27.07.2019
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 01.07.2014
- ↑ Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Verzeichnis der geschützten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 1947 [Stand: 15.05.2024]