Hildebrand-Wyss/-Weiss Josef (1855–1935)
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Josef Hildebrand-Wyss/-Weiss war ein Chamer Rechtsanwalt und einflussreicher konservativer Politiker, der er bis zum Ständeratspräsidenten brachte. 48 Jahre lang war er im Ständerat, solange wie kein anderer Politiker. Als Hildebrand Kantonsrat, Ständerat und Regierungsrat wurde, wohnte er allerdings nicht mehr in Bibersee, sondern in Hünenberg und in der Stadt Zug, wo noch heute ein Haus nach ihm benannt ist.
Stationen
1855 Josef Hildebrand kommt am 28. Juni in Bibersee in der Gemeinde Cham zur Welt. Er ist der Sohn der wohlhabenden Bauern Josef und Verena Hildebrand-Hildebrand. Sein Onkel ist der erfolgreiche Politiker Jakob Hildebrand (1833–1885). Nach der Primarschule in Cham besucht er das Kollegium in Engelberg und die Kantonsschule in Zug.
1875 Hildebrand studiert Rechtswissenschaft in Löwen (Belgien), München und Strassburg.
1878 Bereits im Alter von 23 Jahren wird Josef Hildebrand Staatsanwalt des Kantons Zug (bis 1909). Nebenher bewirtschaftet er den Bauernhof seiner Schwiegereltern Wyss beim Zollhus an der Reuss. [1]
1883 Die Hünenberger wählen den katholisch-konservativen Hildebrand ins Kantonsparlament. Er bleibt insgesamt 52 Jahre (!) im Kantonsrat. [2] Tochter Josefine (1883–1942) kommt am 22. April zur Welt.
1886 Die Wähler des Kantons Zug wählen Hildebrand in den Ständerat. Er vertritt damit, wie schon früher sein Onkel Jakob, den Kanton Zug in Bern. Josef Hildebrand bleibt während 48 Jahren (!) im Ständerat. [3] Eine Boulevardzeitung nannte ihn deshalb den «Inbegriff eines Sesselklebers». [4]
1887 Der Chamer Hildebrand übernimmt sein erstes (und einziges) politisches Amt in der Gemeinde Cham: Er wird Kirchenrat der Kirchgemeinde Cham-Hünenberg (bis 1889). [5]
1888 Neben seinen Ämtern als Staatsanwalt, Kantons- und Ständerat und seinem Wirken als Rechtsanwalt hat Hildebrand zu wenig Zeit für die Landwirtschaft, so dass er den Hof beim Zollhus aufgibt. Er zieht nach Zug. [6]
1892 Hildebrand, noch immer Kantonsrat, Staatsanwalt und Ständerat, ist einer der Mitgründer der Zuger Kantonalbank und wird Bankratspräsident (bis 1930) und Bankrat (bis 1935). Im gleichen Jahr ist er Präsident der Verfassungskommission.
1896 Hildebrands erste Frau Maria (1858–1896), geborene Wyss, stirbt. Er heiratet nochmals, nämlich Therese Weiss (1867–1939) von der Chollermüli in Zug. Zudem kauft er die Liegenschaft Unteraltstadt 6, ein Haus aus dem 16. Jahrhundert, das übrigens noch heute den Namen «Hildebrandhus» trägt. [7]
Josef Hildebrand wird am 28. Dezember für die zwei Jahre 1897 und 1898 zum höchsten Zuger, zum Präsident des Kantonsrates, gewählt. Diese Ehre wird ihm in den Jahren 1903–1904 und 1911–1212 nochmals zuteil. [8]
1898 Hildebrand ist als Kantonsratspräsident nicht nur höchster Zuger, sondern er wird als Ständeratspräsident auch noch höchster Schweizer. [9]
1909 Nach vielen Jahren in der Justiz und vor allem in der Legislative, übernimmt Hildebrand ein Exekutivamt. Er wird Regierungsrat des Kantons Zug und demissioniert deshalb als Staatsanwalt. [10] Als Regierungsrat ist er zuständig für die Justizdirektion sowie für die Direktionen Landwirtschaft, Handel und Gewerbe.
1917 In der wirtschaftlich schwierigen Zeit des Ersten Weltkriegs wird Josef Hildebrand für zwei Jahre Landammann des Kantons Zug (nochmals 1923–1924).
1930 Mittlerweile 75 Jahre alt, demissioniert Hildebrand nach 38 Jahren als Bankratspräsident der Zuger Kantonalbank und als Regierungsrat. Er verbleibt im Ständerat, im Bankrat (als Vertreter des Kantons) und im Kantonsrat. [11] Zwar ist seine Stimme schwächer geworden, doch er wird seine Meinung im Ständerat noch immer sehr geschätzt. Wenn er das Wort ergreift, «dann erhoben sich die meisten der Ratskollegen von ihren Sitzen und umstanden den sprechenden Senior, wie aufmerksame Söhne ihren Vater, um ihm das Sprechen zu erleichtern und in unmittelbarer Nähe seinem Wort zu lauschen.» [12]
1935 Hildebrand stirbt am 6. März im Alter von knapp 80 Jahren in Zug.
Privates
Hildebrand war zweimal verheiratet. Zuerst mit Maria Wyss, der Tochter von Kaspar, dem Landwirt, Wirt und Gemeindepräsidenten von Hünenberg. Mit ihr zusammen hat er eine Tochter, Josefine (später Wickart-Hildebrand). Nach dem Tod von Maria 1896 heiratet er nochmals, diesmal mit Therese Weiss, der Tochter des Chollermüllers Michael. Von den politischen Strapazen erholte Hildebrand sich jeweils auf ausgedehnten Streifzügen durch die Wälder des Zugerbergs, wobei er ein «vorzüglicher Pilzkenner» war. [13]
Würdigung
«Ständerat Hildebrand ist als ein Staatsmann von besonders hohem Berufsethos in die Geschichte seines Heimatkantons eingegangen.» [14] Er war «zu seiner Zeit einer der einflussreichsten Zuger Politiker». [15] Er war eher ein Praktiker als ein Theoretiker: «Nichts war ihm mehr zuwider als Lösungen, die im praktischen Leben nichts taugen würden.» [16] Politisch gesehen war Hildebrand ein Altkonservativer. Er prägte viele Gesetzgebungsprozesse auf Bundesebene, so etwas das Zivilgesetzbuch und das Obligationenrecht. Auf kantonaler Ebene war er massgebend an der Gerichtsorganisation, der Strafprozessordnung und am Landwirtschaftsgesetz beteiligt. Er gilt als Gründer der landwirtschaftlichen Winterschule und war auch Redaktor der ersten systematischen Gesetzessammlungen des Kantons Zug von 1900 und 1932. [17]
Leidbilder
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1958, S. 38
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Blick, 20.10.2015
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1958, S. 38
- ↑ Moser, Brigitte, Hausgeschichten. Auf den Spuren des Gewerbes in der Altstadt von Zug, Zug 2017, S. 20
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Etter, Philipp, Landammann und Ständerat Josef Hildebrand, Separatdruck aus Zuger Nachrichten, 18.03.1935
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]. Speck, Guido et al., 125 Jahre Zuger Kantonalbank 1892–2017, Zug 2017, S. 92
- ↑ Vgl. Anmerkung 9 (Etter)
- ↑ Vgl. Anmerkung 9 (Etter)
- ↑ Zuger Neujahrsblatt 1958, S. 39
- ↑ Vgl. Anmerkung 11 (Speck et al.), S. 92
- ↑ Vgl. Anmerkung 9 (Etter)
- ↑ Vgl. Anmerkung 9 (Etter)