Enzler-Hafen Rupy (1937–2020)
Rupy Enzler-Hafen wurde in Cham geboren. Er war Jahrzehnte als Lokaljournalist für verschiedene Zeitungen im ganzen Kanton Zug unterwegs. Er wurde zu einer Institution des Zuger Journalismus.
Stationen
1937 Rupert Johann Enzler kommt am 21. Januar in Cham zur Welt. [1] Er wird zeitlebens «Rupy» genannt und stellt sich jeweils auch selber mit diesem Namen vor. Sein Vater ist Albert Enzler-Hausheer (1898–1949), der in Cham als Bankbeamter, Kirchenrat, Parteisekretär, Oberrichter und Kirchenschreiber wirkt. [2] Die Familie Enzler-Hausheer mit ihren sieben Kindern wohnt an der Neuhofstrasse 9 in Cham.
1949 Im Alter von 12 Jahren verliert Rupy Enzler seinen Vater Albert, der im Alter von 51 Jahren stirbt. Nach den obligatorischen Schulen in Cham und zwei Jahren an einem Privatgymnasium geht Rupy für den Besuch der Handelsschule nach Neuenburg. [3] Diese schliesst er mit einer Goldauszeichnung ab. Anschliessend absolviert er während drei Jahren die kaufmännische Verwaltungslehre bei der Stadt Zug. [4]
1956 Enzler gründet zusammen mit Robert Keiser und Ernst Wiederkehr das Zuger Jugendorchester, welches er vorübergehend selber dirigiert. [5] Weil er nach Zürich gezogen ist, wird er Dirigentenschüler von Robert Blum (1900–1994) an der Musikakademie Zürich. Zudem besucht er verschiedene Vorlesungen am musikwissenschaftlichen Institut der Uni Zürich und spielt selber sehr gekonnt Klavier. [6] Rupy Enzler arbeitet in der Verwaltung und bei einer Grossbank. [7]
1962 Den ersten Bildbericht verfasst Rupy Enzler über das Manöver des Zuger Bataillons 48 in den Zuger Zeitungen. Er bildet sich autodidaktisch in der Fotografie weiter und besucht berufsbegleitend viele Seminare. [8]
1964 Rupy Enzler heiratet am 30. Mai Marlene Hafen in der Kirche St. Wolfgang in Hünenberg; das Ehepaar zieht nach Zug. [9]
1965 Marlene und Rupy Enzler-Hafens Tochter Caroline kommt in Zug zur Welt. [10] Rupy Enzler nimmt seine regelmässige journalistische Tätigkeit auf: Er wirkt als freier Mitarbeiter für Text und Bild für die Zeitungen «Tages-Anzeiger», «Die Tat», «Das Aargauer Volksblatt» und «Das Vaterland». [11]
1972 Die zweite Tochter, Franziska, kommt zur Welt. [12] Rupy Enzler gründet als Quereinsteiger die Bildagentur Orion. [13] Er begegnet und fotografiert dabei auch Berühmtheiten wie Tenzin Gyatso (*1935), den Dalai Lama, Bundesrat Hans Hürlimann (1918–1994) oder den Schriftsteller Elias Canetti (1905–1994). [14]
1978 Marlene und Rupy Enzler-Hafen ziehen mit ihren Töchtern Caroline und Franziska von Zug nach Hünenberg. [15]
1980 Enzler übernimmt die Leitung des Büros Zug der «Luzerner Neusten Nachrichten» und berichtet dabei über Stadt und Kanton Zug sowie über das Freiamt. [16] Nebenher gibt Enzler das Magazin «BEZUG» heraus, das allerdings lediglich während zwei Jahren erscheint. [17]
1986 Nebenbei wirkt Rupy Enzler auch noch als Zuger Korrespondent von Radio DRS. [18]
1992 Die «Luzerner Neusten Nachrichten» und die «Zuger Nachrichten» fusionieren zur «Neuen Luzerner Zeitung», Rupy Enzler übernimmt die Funktion des Nachrichtenchefs der «Neuen Zuger Zeitung». [19]
1994 Die Familie Enzler wohnt an der St. Wolfgangstrasse 12 und ist inzwischen fest in Hünenberg verwurzelt. Mit dem Besitz der Liegenschaft ist die Mitgliedschaft bei der Kapellengenossenschaft Hünenberg verbunden. Rupy Enzler ist als «Chäppeli-Genosse» mitverantwortlich für die Pflege der Weinrebenkapelle in Hünenberg und des angrenzenden Rebbergs. [20]
1996 Als die «Zuger Presse» neu gegründet wird, wagt Rupy Enzler nochmals einen Wechsel; zwar bereits 59-jährig, nutzt er seine grosse Erfahrung und wird Reporter des neuen Printmediums. Zudem hat er die Funktionen des stellvertretenden Chefredaktors und des Nachrichtenchefs inne. [21] Enzler ist «der Fels in der Brandung» und sorgt «mit seinem Arbeitsethos und seinem 24-Stunden-am-Tag-Dauereinsatz für einen nie nachlassenden Strom an Nachrichten für die damals noch junge Zeitung». [22]
1997 Rupy Enzler feiert seinen 60. Geburtstag, er bekommt eine passende Illustration von sich geschenkt. Darauf ist er mit seinen tiefliegenden Augen, dem wallenden Haarkranz und der Zeitung unter dem Arm zu sehen, in der Rechten hält er anstelle eines Speers einen Federhalter – wie ein Ritter der schreibenden Zunft. [23]
2001
Beim Attentat vom 27. September im Zuger Kantonsratssaal ist Rupy Enzler als Journalist am Ort des schrecklichen Geschehens. Das ist ein Erlebnis, das Enzler verständlicherweise sehr zu schaffen macht, auch wenn er nicht gerne darüber spricht. [24]
2002 Obwohl eigentlich pensioniert, arbeitet Rupy Enzler weiter als Journalist, er übernimmt bei der «Zuger Presse» Sonderaufgaben und ist dadurch weiterhin beim Zuger Zeitungspublikum präsent. [25]
2005 Seine Popularität zeigt sich, als Rupy von der Leserschaft der «Zuger Woche» (einem Konkurrenzblatt) zum ersten «Zuger des Jahres» gewählt wird – eine grosse Ehre! [26] Die Kulturkommission Steinhausen veranstaltet mit dem reichen Bilderfundus Enzlers eine Fotoausstellung im öffentlichen Raum. Auf Plakatwänden beim Dorf- und Weiherplatz sind spannende Fotos Enzlers zu sehen. [27]
2020 Nach Jahren zurückgezogenen Lebens stirbt Rupy Enzler am 26. Dezember. Er wird 83 Jahre alt. [28]
Würdigung
Der ursprüngliche Chamer Rupy Enzler war ein Vollblutjournalist. Er arbeitete im Verlauf von vier Jahrzehnten bei allen Zuger Printmedien, als noch vier Zeitungstitel um die Zuger Leserschaft buhlten. Er hatte beste Beziehungen, ein gutes Gedächtnis und «war ein Wirbelwind». Er galt als «Journalistenlegende» und als «Urgestein des Lokaljournalismus». [29] Er hatte «ein äusserst gutes Gespür für guten Lokaljournalismus, bei dem man durchaus hartnäckig und manchmal auch unbequem nachfragen, aber dennoch immer freundlich, wohlwollend und vor allem sachlich berichten muss. Rupy Enzler war auch in dieser Disziplin ein Meister.» [30]
Publikationen
Bei folgenden Büchern wirkte Rupy Enzler als Fotograf mit (Auswahl):
- Koch, Hans, Zuger A–Z, Zug 1979
- Eder, Joachim, 100 Jahre Kur- und Verkehrsverein Unterägeri, 1884 bis 1984, Unterägeri 1984
- Jorio, Marco, «Eilet dann, o Söhne»: Beiträge zur zugerischen Militärgeschichte, 150 Jahre Offiziersgesellschaft des Kantons Zug, Zug 1994
- Lang, Josef, Sakrales und Profanes aus dem Zugerland: Beiträge zur Religions- und Kulturgeschichte, Zug 2007
- Meyer, Klaus, Die Weinrebenkapelle Hünenberg: Kunst und Geschichte, Hünenberg 2012
- Friedli, Beat, 50 (Jahre) Lager Tenero 1967–2016, Zug 2016 [31]
Der Musiker
Rupy Enzler war auch ein talentierter Musiker. Er gründete zusammen mit Robert Keiser und Ernst Wiederkehr das Zuger Jugendorchester. Zeitweise dirigierte er das Orchester auch selber, wie hier an einem Konzert am 23. Juni 1957.
Nachkommen
Während 55 Jahren ist Rupy Enzler mit Marlene verheiratet. Er hat zwei Kinder und war stolz auf seine fünf Enkel:
- Gregor Roland Bruhin
- Christian Daniel Bruhin
- Michael Rupert Bruhin
- Noah Camenzind
- Aaron Camenzind
Mit den ersten drei Enkeln verbindet ihn die Grundausbildung: Gregor, Christian und Michael absolvieren alle eine kaufmännische Verwaltungslehre. Erstere beiden ebenfalls bei der Stadtverwaltung Zug, wie Rupy damals selbst. Bei Michael war er Patenonkel und Grossvater zugleich. [32]
Einzelnachweise
- ↑ Zuger Zeitung, 31.12.2020
- ↑ Steiner, Hermann, Der Kanton Zug und seine Fotografen, Rotkreuz 2000, S. 60
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021
- ↑ Enzler, Rupert J., Zum fünfjährigen Jubiläum des Jugendorchesters Zug, Zürich 1961, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von August Sidler, Cham, 25.05.2021
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Steiner), S. 60
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 13.05.2021
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Steiner), S. 60
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Steiner), S. 60
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 13.05.2021
- ↑ Freundliche Mitteilung von Thomas Gretener, Cham, 06.01.2021
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Steiner), S. 60
- ↑ Vgl. Anmerkung 2 (Steiner), S. 61
- ↑ Aspekte Steinhausen 2, 2005, S. 16
- ↑ Statuten der Kapellengenossenschaft Hünenberg, 24.02.1994
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Zuger Presse, 12.01.2021
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Zuger Woche, 28.02.2017
- ↑ Aspekte Steinhausen 2, 2005, S. 16
- ↑ Zuger Presse, 12.01.2021
- ↑ Zuger Zeitung, 30.12.2020
- ↑ Zuger Presse, 12.01.2021
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021
- ↑ Freundliche Mitteilung von Gregor R. Bruhin, Zug, 27.04.2021