Arnet Herbert (1950–2001)
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Herbert Arnet wuchs in Zug und Wolhusen auf und kam als Gemeindeschreiber nach Cham. Zudem wirkte er als Kantonsrat und dort als Fraktionschef der CVP. Tragischerweise kam er 2001 beim Attentat im Zuger Kantonsrat ums Leben, als er den Rat präsidierte.
Stationen
1950 Herbert Arnet kommt am 26. Oktober in der Klinik Liebfrauenhof in Zug zur Welt. Bald nach der Geburt zieht seine Familie vom «Dorf» in Zug nach Wolhusen-Märt LU, wo sein Vater eine Käserei erwerben kann. [1] Wolhusen-Märt ist nicht zu verwechseln mit Wolhusen; Arnets Heimatdorf liegt auf der anderen Seite der kleinen Emme und ist Teil der Gemeinde Werthenstein LU. Diese spezielle Lage im Eck Amt Willisau, Amt Sursee und Amt Entlebuch prägt später Arnets politische Haltung als Vermittler. [2]
In seiner Jugendzeit ist Arnet Mitglied der Jungwacht; gerne erzählt er von seinen unvergesslichen Lagerabenteuern. Der junge Mann absolviert die kaufmännische Lehre auf der Gemeindekanzlei Ettiswil LU und bildet sich zum diplomierten Verwaltungsbeamten weiter. Er wird Kanzleichef bei der Kantonalen Steuerverwaltung in Luzern, später Steuerbeamter und Gemeindeschreiber-Substitut in Werthenstein. [3]
1979 Seine Ausbildung krönt Herbert Arnet mit dem Luzerner Gemeindeschreiberpatent. Noch im gleichen Jahr wird Arnet in Absprache mit allen Parteien zum Nachfolger von Alois Bühlmann (1914–1998) als Gemeindeschreiber und Notar nach Cham gewählt. [4]
1986 Die Chamerinnen und Chamer wählen Arnet als Vertreter der CVP in den Kantonsrat. [5] Er wirkt dort fast zehn Jahre lang als Fraktionschef. Bei den folgenden Wahlen erzielt er jeweils das absolut beste Wahlresultat. [6]
1995 Zur Vertiefung der Partnerschaft mit Cham in Bayern weilt Arnet während vier Wochen in Bayern und wirkt dort als «Verwaltungsvolontär». [7]
1996 Arnet kann mit der Gemeindeverwaltung in das neu erbaute Gemeindehaus mitten in Cham, in den Mandelhof, einziehen. [8]
1999 Gemeindeschreiber Arnet kann sein 20-Jahr-Dienstjubiläum feiern. Er erwirbt das Chamer Bürgerrecht. [9]
2000 Die Kantonsrätinnen und Kantonsräte wählen Arnet zum Kantonsratspräsidenten – mit 77 Stimmen von 77 anwesenden Parlamentsmitgliedern. [10]
2001 Beim Attentat vom 27. September im Kantonsratssaal in Zug verliert Arnet, der die Parlamentssitzung leitet, sein Leben. Der damalige Chamer Gemeindepräsident Heinz Wyss (*1950) rund drei Wochen nach dem schrecklichen Ereignis: «Die Bestürzung war sehr gross. Es gab sehr viele Beileidsbezeugungen, aber immer wieder wurde uns auch ganz spontan Hilfe und Unterstützung angeboten. Das war sehr eindrücklich und das zeigt die Nähe der Bevölkerung zu Herbert Arnet und zur Verwaltung. Ich denke, diese Zeichen des Mitgefühls waren eine Würdigung seiner Person und gleichzeitig seiner Arbeit.» [11]
Herbert Arnet als Gemeindeschreiber
«Er unterstützte den Gemeinderat immer tatkräftig und trug nachher die verschiedenen Beschlüsse mit und setzte sie um. Sehr oft stellte er kritische Fragen, es war ihm ein Anliegen, dass die verschiedenen Meinungen – auch jene anderer Parteien – gründlich analysiert und dann zum Wohl der Allgemeinheit entschieden wurde. Wichtig für ihn war, dass die gemeindliche Arbeit effizient geleistet werden konnte. Deshalb verwendete er sich für eine ständige Weiterbildung des Gemeindepersonals und setzte in der Verwaltung auch Massstäbe der Privatwirtschaft um. (...) Seine Maxime war, in der Chamer Verwaltung qualitativ hoch stehende Dienstleistungen zu erbringen, Bestehendes immer zu hinterfragen und wenn nötig zu optimieren.» [12]
Herbert Arnet als Kantonsrat
Nach 14 Jahren im Kantonsparlament gelangte Arnet, damals frisch gewählter Kantonsratspräsident, zu einem sehr positiven Bild: «Disziplin, Effizienz und Teilnahme könnten sich sehen lassen.» Der Umgang im Rat sei erfreulich kollegial, was Arnet mit einem Beispiel untermauert: Nicht in allen Kantonen sei es üblich, dass die Parlamentarierinnen und Parlamentarier bei ganztägigen Sitzungen gemeinsam zum Essen gehen, ohne sich dabei an Sitzordnungen – etwa fraktionsweise – zu halten. «Insgesamt darf sich das Zuger Parlament gesamtschweizerisch sehen lassen.» Arnet plädierte für selbstbewusste politische Gewalten: «Es ist im Interesse des Parlaments, dass die Regierung stark ist, und es kann nicht im Interesse der Regierung liegen, ein schwaches Parlament zu haben.» Er wolle die gute Atmosphäre im Saal und die Würde des Parlaments weiter pflegen. In der politischen Diskussion setzt er auf Argumente und geht davon aus, dass alle Kantonsratsmitglieder «nur das Beste für das Zuger Volk wollen. Es gilt zu sagen, worauf es ankommt, nicht was ankommt.» [13] Zudem hiess es, Arnet sei «der schönste, der gepflegteste und bestgekleidete Kantonsrat». [14]
Herbert Arnet privat
Herbert Arnet «war bei den Chamern und Chamerinnen beliebt. (...) Neben seiner kompetenten Berufsarbeit hatte er Gehör für die vielen Anliegen und auch Zeit für seine vielen Freunde. Er war gastfreundlich, aufgestellt, fröhlich, humorvoll: Er war bürgernah. «Wer nicht geniessen kann, wird bald ungeniessbar», war einer seiner Lieblingssprüche. (...) Sehr oft «lüftete» er seinen Kopf auf einer Fahrt mit dem Rennvelo oder auf dem Tennisplatz, um zu klaren Gedanken zu kommen. Auch Wanderungen mit der Familie und Freunden bedeuteten Arnet viel. Da konnte er sich von den Aufgaben erholen. Wenn diese kurzen Augenblicke nicht genügten, erholte er sich mit seiner Lisbeth und seinen Töchtern Nadja und Fabienne auf Reisen, sehr oft in der Toscana.» [15]
Filmdokument
Susi Infanger, Gemeinderätin für die FDP Cham von 1987 bis 1998, erinnert sich an Gemeindeschreiber Herbert Arnet.
Einzelnachweise
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Zuger Presse, 22.12.2000
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Staatsarchiv Zug, Zuger Personen- und Ämterverzeichnis [Stand: 01.03.2024]
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Zuger Presse, 05.11.2001
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 22.12.2000
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 18.10.2001
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 22.12.2000
- ↑ Zuger Presse, 22.12.2000
- ↑ Neue Zuger Zeitung, 02.11.2001