Adelheid-Page-Strasse 7, Villa Seematt

Aus Chamapedia

Idylle im Schnee: die Villa Seematt, 1935
Renoviert und wunderschön: die Villa Seematt an der Adelheid-Page-Strasse 7, 24.01.2018
Die Villa im Frühsommer, 04.06.2010
04.06.2010

Die historisierende Villa Seematt an der Adelheid-Page-Strasse 7 zeigt spielerisches Flair beim Schweizerhausstil an der doppelgeschossigen Veranda. Haus und Park gingen in den Besitz einer Missionsstiftung über – mit dem Erlös aus der «Seematt» wurde in Pakistan eine Forschungsbibliothek aufgebaut, die nach dem Chamer Erbauer der Villa «Butler Library» heisst.


Chronologie

1898 Robert Bütler wohnt direkt neben dem Schloss St. Andreas im Haus Meienrain. Die Milchsüdi-Erbin Adelheid Page-Schwerzmann (1853–1925) will nicht nur das Schloss, sondern auch die benachbarten Gebäude erwerben. Da Bütler der resoluten Dame nicht verkaufen will, schaltet Page den Unterägerer Nationalrat Dr. Klemens Iten (1858–1932) ein. Dieser kauft Bütler das Haus ab und verkauft es umgehend an Page weiter – der Nationalrat wirkt als Strohmann. [1]

1905/1906 Mit der Verkaufserlös des Haus Meienrain baut Robert Bütler seine liebliche Vorstadtvilla (Ass.-Nr. 38a) – an der Strasse zum Schloss. [2] So muss die wenig geschätzte Adelheid Page täglich Bütlers Haus passieren ... Stilistisch ist die Villa im Stil des Historismus gebaut, die doppelgeschossige Veranda zeigt typische Elemente des Schweizerhausstils. An der Haustüre erinnern die geschmiedeten Initialen «R B» an Robert Bütler. [3] Zur Liegenschaft gehört eine Scheune mit Trotte (Ass.-Nr. 38b), die 1965 abgetragen wird. [4]

1926 Die Liegenschaft geht an die Erbengemeinschaft Robert Bütler. [5]

1966 Der neue Besitzer des Hauses ist Dr. Robert Bütler SJ (1915–1996). [6] Pater Robert wirkt ab 1961 in Pakistan. In Lahore baut er ein jesuitisches Zentrum auf. Dort widmet er sich vor allem dem Aufbau der Forschungsbibliothek, die mit den Mieterträgen aus Cham alimentiert wird. Noch heute heisst die Bibliothek in Pakistan «Robert Butler Library». [7]

1966–1997 Die Familie von Schneidermeister Cyrill (1918–2006) und Johanna Agnes Widmer-Ritter (1920–2005) wohnt in der Villa Seematt.

1974 Da Jesuiten über keinen Eigenbesitz verfügen dürfen, überschreibt Pater Bütler die Villa der Franz-Xaver-Stiftung mit dem Zweck «Erlös für die Mission Pakistan». [8]

1997 Die jesuitische Franz-Xaver-Stiftung verkauft die Villa Seematt an Raymund und Agatha Gmünder aus Cham. Zuvor parzelliert die Stiftung den beträchtlichen Umschwung ab und gibt diesen im Baurecht ab, zum einen der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Cham (GBC) für preisgünstige Wohnungen, zum anderen für Eigentumswohnungen. So fliessen noch heute die Erträge aus dem Baurecht in die Mission nach Pakistan. [9]

1998 Die neuen Eigentümer restaurieren das Gebäude fachgerecht.

2020 Die Villa Seematt gehört Raymund und Agatha Gmünder aus Cham. [10]

2024 Die Liegenschaft ist im Inventar der schützenswerten Denkmäler von Cham aufgeführt. [11]


Kunsthistorische Beschreibung

«Über dem Sockel in Bruchsteinmauerwerk erheben sich zwei hell verputzte Hauptgeschosse mit Eckquaderung. Diese werden abgeschlossen von einem hohen Walmdach mit mehreren Quergiebeln, deren Fronten mit rot gestrichenem Fachwerk verblendet sind. Gartenseitig ist eine zweigeschossige Veranda mit Wechsel zwischen klassischer Balustrade im Hochparterre und Holzarbeiten in Formen des Schweizerhausstils im Obergeschoss ausgebildet. Der risalitartig vorgelagerte Hauseingang wird von einer kleinen, aber mit üppigen vollplastischen Geländerbalustern ausgestatteten Terrasse bekrönt. Volutenartige Konsolen tragen den kurzen Vorkrag des Terrassenbodens.» [12]


Fotogalerie

Villa Seematt


Pater Robert Bütler


Dokumente

Pater Toni Kurmann über das Wirken von P. Robert Bütler in Lahore, Pakistan


Aktueller Kartenausschnitt

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Einzelnachweise

  1. Freundliche Mitteilung von Raymund Gmünder-Blum, Cham, 05.06.2013
  2. Staatsarchiv Zug, G 617.6.2, Assekuranzregister Cham, 2. Generation (1868–1929), 1. Band
  3. Grünenfelder, Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 2, Die ehemaligen Vogteien der Stadt Zug, Bern 2006, S. 117
  4. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  5. Staatsarchiv Zug, G 617.6.4, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 1. Band
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  7. Freundliche Mitteilung von Raymund Gmünder-Blum, Cham, 05.06.2013
  8. Staatsarchiv Zug, G 617.6.6, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 1. Band
  9. Freundliche Mitteilung von Raymund Gmünder-Blum, Cham, 05.06.2013
  10. www.zugmap.ch, Eintrag Grundstücknummer 278; Grundbuchfläche: 1004 m², Gebäude: 140 m², übrige befestigte Fläche: 144 m², Gartenanlage: 720 m² [Stand: 23.12.2020]
  11. Amt für Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Zug, Inventar der schützenswerten Denkmäler der Gemeinde Cham, Grundstücknummer 278 [Stand: 11.04.2024]
  12. Furrer, Benno / Grünenfelder, Josef, Häuser am Weg 1 [Faltprospekt]: Zentrum, Baar 2006