Schönenberger-Kistler Edmund (1915-1978)

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Portrait von Schönenberger-Kistler Edmund (1915-1978)
Portrait von Edmund Schönenberger, 1946

Vorname: Edmund
Nachname: Schönenberger
Geschlecht: männlich
Geburts­datum: 1915
Geburt­sort: Oberwil ZG
Todes­datum: 18. Dezember 1978
Todes­ort: Zürich ZH
Religion: römisch-katholisch
Fried­hof: Walchwil (ZG)

Edmund Schönenberger arbeitete in Cham während rund 20 Jahren als Lehrer. Er hatte eine grosse Familie und war auch als Bieneninspektor tätig und musikalisch sehr aktiv. Nach der Trennung von seiner Frau verliess Schönenberger Cham und fand im Kanton Zürich eine neue Stelle als Reallehrer.



Familienfoto, 1946
Familienfoto vor dem Haus der Grosseltern in Oberwil bei Zug, 1956
5./6. Primarklasse von Edmund Schönenberger, 1956/57, Kirchbühl
Edmund Schönenberger wenige Jahre vor seinem Tod, undatiert (ca. 1975)
Die Johannisburg von Süden, 23.11.2023


Stationen

1915 Edmund Schönenberger wird als ältester Sohn von Edmund (1887–1969) und Mathilde Schönenberger-Kaiser (1885–1970) in Oberwil geboren. [1] Er hat sechs Geschwister. Sein Vater ist in Oberwil Primarlehrer und Bienenzuchtexperte.

Edmund junior wird wie sein Vater Primarlehrer. [2] Er unterrichtet im Schulhaus Niederwil in Cham. [3]

1937 Schönenberger heiratet Paula Kistler (1910–1990). Auch sie ist Lehrerin. Sie hat das Lehrerinnenseminar Ingenbohl SZ besucht und während einer unfallbedingten Abwesenheit die Stellvertretung von Edmund Schönenberger übernommen. Das Paar bekommt im Lauf der Jahre acht Kinder: Heinz (1938–2014), Marlis (1939–2009), Marlen (*1941), Edmund (1942–2023), Rolf (1943–2023), Willi (*1945), Kristine (*1946) und Roswitha (*1948). [4]

1942 Schönenberger wird für die Amtszeit 1943 bis 1946 zum Kantonalen Bieneninspektor gewählt. Er wird später auch für die Amtsperioden 1947 bis 1950 und 1955 bis 1958 mit diesem Amt betraut. [5]

1947 Edmund Schönenberger erwirbt am 3. Dezember das «Haus zur Johannisburg» (Ass.-Nr. 293a) an der Zugerstrasse 72 in Cham. [6]

1948 Familie Schönenberger zieht in die «Johannisburg». Edmund Schönenberger unterrichtet im Schulhaus Kirchbühl die 5./6. Klasse. [7]

Edmund Schönenberger ist Schulleiter im Kirchbühl. Kinder, die eine «Missetat» begangen haben, müssen sich bei ihm melden und werden nach der damals gängigen Erziehungspraxis gezüchtigt. [8]

1950er Jahre Im grossen Garten der «Johannisburg» kann sich die Familie zum Teil mit Gemüse und Früchten selbst versorgen. Edmund Schönenberger ist wie sein Vater Imker. Er hält auch Kaninchen und Hühner, die er bei Bedarf selber schlachtet. Er übernimmt oft das Zubereiten der Speisen. [9]

Paula Schönenberger führt den grossen Haushalt ohne externe Hilfe. Sie arbeitet neben dem Haushalt auch im Garten und hat eine künstlerische Ader, sie bemalt Möbel, schreibt Gedichte und spielt Klavier. Ihren Kindern gibt sie als Lebensmotto mit: «Tue recht und fürchte niemand». [10]

Auch Edmund Schönenberger ist sehr musikaffin. Er ist Chordirigent, spielt Orgel, Geige und improvisiert auf dem Klavier und ist in vielen Vereinen aktiv. [11]

Paula Schönenberger, ausgebildete Primarlehrerin, führt anlässlich eines Jubiläums der Chamer Schulen bei der Aufführung des Märchens «Junker Prahlhans» Regie und verfasst den Text. Auch die Schönenberger-Kinder stehen auf der Bühne. Familie Schönenberger erhält von der Gemeinde als «Gage» ein aus Kirschbaumholz gefertigtes Ruderboot, mit dem die Familie am Sonntag Ausflüge auf dem Zugersee unternimmt. [12]

1956 Das Ehepaar Schönenberger trennt sich. Auslöser ist eine aussereheliche Beziehung des Vaters. Es kommt zu einem Rosenkrieg. [13] Schönenberger möchte die Scheidung, Paula wehrt sich dagegen, wohl weil die Lehre der katholischen Kirche eine Scheidung nicht zulässt. Vor Gericht wird schliesslich die «Trennung von Bett und Tisch» beschlossen. Offenbar wird Edmund Schönenberger aus der katholischen Kirche ausgeschlossen, was ihn sehr schmerzt. [14]

Anlässlich der Gerichtsverhandlung müssen die Kinder entscheiden, ob sie bei der Mutter oder beim Vater leben wollen. Marlis, Marlen, Willi und Kristine entscheiden sich für den Vater, Heinz, Edmund, Rolf und Roswitha für die Mutter. [15]

Die Kinder werden bei der Grossmutter, bei anderen Verwandten und in Internaten untergebracht. [16] Einzelne wohnen zeitweise beim Vater oder bei der Mutter in Wolfenschiessen NW, die dort als Lehrerin arbeitet. [17]

1957 In der «Bienenzeitung für die Schweiz» wird gemeldet, dass Edmund Schönenberger, Bienenzüchter in Cham nach 15-jähriger Mitarbeit wegen Arbeitsüberlastung als Leiter der Station 20 zurückgetreten ist. [18]

1958 Gemäss Ehevertrag vom 5. Juli wird das «Haus zur Johannisburg» auf Paula Schönenberger, geborene Kistler, übertragen. Als Wohnsitz von Paula Schönenberger-Kistler ist der Horgenberg in der Gemeinde Horgen ZH eingetragen. [19] Edmund Schönenberger zieht nach Regensdorf ZH und arbeitet fortan im Schulhaus Kern im Stadtteil Aussersihl in der Stadt Zürich als Lehrer. [20]

1963 Edmund Schönenberger wird von der Kreisschulpflege Limmattal zur Wahl als Reallehrer vorgeschlagen. [21]

1974 Am 19. Juli wird das Haus «Johannisburg» von Paula Schönenberger-Kistler an Felix Knüsel-Zgraggen verkauft. [22]

1978 Edmund Schönenberger tritt mit 63 Jahren als Lehrer im Schulkreis Limmattal zurück. [23] Er lebt zu dieser Zeit wohl in Kloten ZH. [24]

Am 18. Dezember stirbt Edmund Schönenberger im Universitätsspital Zürich. Er wird in Walchwil ZG begraben. [25]

1990 Paula Schönenberger-Kistler stirbt im August bei einem Sturz in ein Tobel im Cannobio-Tal in Italien. Sie wird in Gurro Italien beigesetzt. [26]


Würdigung

Edmund Schönenberger war ein guter und gewissenhafter Lehrer. [27] Einer seiner Schüler, der später Gymasiallehrer wurde, schätzt Edmund Schönenberger als die beste Lehrperson ein, die er in seiner Schulzeit in Cham erlebt hat. [28]

Als Familienvater, Ehemann, kantonaler Bieneninspektor, Chorleiter, Organist und Mitglied verschiedener Vereine war Schönenberger äusserst vielfältig engagiert und gefordert. [29]

Die Trennung von seiner Frau führte zur Teilung der Familie und zum Wegzug Edmund Schönenbergers aus Cham. Die Tatsache, dass ein langjähriger, in Cham verwurzelter Lehrer sich von seiner Frau trennt, hat in Cham sicher Aufsehen erregt. Chamerinnen und Chamer, die bei Edmund Schönenberger zur Schule gegangen sind, erinnern sich aber nicht daran, dass diese Trennung damals zum Dorfgespräch geworden ist. [30]


Schönenbergers Tochter Kristine über das Zerbrechen der Familie

«Und es zerbrach alles, aber auch alles, als ob es Glas gewesen wäre. Die Bombe, zur damaligen Zeit, gefüllt mit hochexplosivem moralischem Sprengstoff - männlicher Seitensprung – in der Folge weibliche Verzweiflung – schlug ein, traf den Kern der Familie, trennte Vater und Mutter, verletzte ihre Kinder. Ein gewaltiger Wirbelsturm bescherte das Finale. Er fuhr in den wimmernden Haufen und schleuderte die Scherben in alle Himmelsrichtungen.» [31]


Einzelnachweise

  1. Bossard, Andreas, De Oberwiler Schuelmäischter Edmund Schönebärger, in: Zuger Zeitung, 31.08.2022
  2. Stammbaum Schönenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  3. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  4. Stammbaum Schönenberger, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  5. Staatsarchiv Zug, CE 55.3.34, CE 55.3.38, CE 55.3.43
  6. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  7. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  8. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  9. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  10. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  11. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  12. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  13. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  14. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  15. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  16. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]
  17. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  18. Bienenzeitung für die Schweiz 1957, S. 266
  19. Staatsarchiv Zug, G 617.6.5, Assekuranzregister Cham, 3. Generation (1929–1960), 2. Band
  20. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  21. Neue Zürcher Nachrichten, 10.12.1963
  22. Staatsarchiv Zug, G 617.6.7, Assekuranzregister Cham, 4. Generation (1960–1990), 2. Band
  23. Neue Zürcher Nachrichten, 31.03.1978
  24. Zuger Kalender 1980
  25. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  26. Freundliche Mitteilung von Kristine Böniger-Schönenberger, 08.09.2023
  27. Freundliche Mitteilung von August Sidler, Cham, 15.11.2023
  28. Freundliche Mitteilung von Bruno Häfliger, Hitzkirch LU, in Cham aufgewachsen, 22.08.2023
  29. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [abgerufen am 16.11.2023]
  30. Freundliche Mitteilungen von Claudia Häfliger, Cham, 21.11.2023 und August Sidler, Cham, 15.11.2023
  31. Homepage von Kristine Böniger-Schönenberger, https://poesie-der-augenblicke.ch/autobiographie/ [Stand: 16.11.2023]